SATURDAY, DECEMBER 17th 2025
15:00
STILL–LIFE: FRAMES OF LIVING
Kurzfilmprogramm und Lesungen über das Stillstellen und Wieder-in-Bewegung-Setzen Kuratiert von Bernard Mescherowsky
Obst, Blumen, Instrumente, Totenschädel – in der Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts verschiebt sich der Blick von Heiligenfiguren hin zu den Dingen des Alltags. In seinem Film Stilleben denkt Harun Farocki über diese neue Aufmerksamkeit für Objekte im Kontext des damals aufkommenden Kapitalismus nach und zieht eine Verbindungslinie bis zur heutigen Werbefotografie. Der Markt hält Einzug in die Kunst. Das Stillleben markiert einen Wendepunkt im Verhältnis des Menschen zu den Dingen.
Eine ästhetische Betrachtung der Dinge ist immer auch eine Frage des Modus der Wahrnehmung. Die Apparate der Kunst halten die Welt an, rahmen sie, setzen sie im Werk fest. Zeitbasierte Arbeiten bringen das Verharrende wieder in Bewegung. Das Stillleben wird in einen sich regenden Raum gehoben, und das Verhältnis von schauendem Subjekt zu Betrachtetem wird neu vermessen, Blickachsen verschieben sich, Objekte blicken zurück.
Genau in diesem Spannungsfeld bewegen sich die Positionen dieses Programms: im Übergang vom Stillstand zur Bewegung, an der Schnittstelle von Schauen und Angeschaut-Werden.
STILL–LIFE: FRAMES OF LIVING
Short film program and readings on the process of making things still and setting them in motion again
Curated by Bernard Mescherowsky
Fruits, flowers, instruments, skulls—in 16th- and 17th-century painting, the focus shifted from figures of saints to everyday objects. In his film Still Life, Harun Farocki reflects on this new attention to objects in the context of the emergence of capitalism and draws a line connecting it to contemporary advertising photography. The market finds its way into art. Still, Life paintings mark a turning point in the relationship between humans and objects.
An aesthetic consideration of reality is always also a question of the mode of perception. The mechanisms of art hold the world in place, frame it, fix it in the work. Time-based artworks set the static world in motion again. The still life is elevated into a dynamic space, and the relationship between the viewer and the viewed object is renegotiated, lines of sight shift, objects look back.
It is precisely in this field of tension that the positions of this program move: in the transition from standstill to movement, at the interface between looking and being looked at.
Lesung von Julie Sophia Schöttner und Jennifer de Negri
Kurzbiografie Julie Schöttner
Julie Sophia Schöttner (*1995 in Gießen) kehrte erst im Herbst nach einem langen Jahr der Auslandsreisen nach Köln zurück, wo sie Literarisches Schreiben und Film an der Kunsthochschule für Medien studiert. Die letzten Monate verbrachte sie zur Recherche in Paris, in der Toskana, und für ein Auslandssemester an der Universität für angewandte Kunst in Wien. 2024 war sie Stipendiatin des 1:1 Mentoringprogramms am Literaturhaus Bonn, 2023 wurde sie in Graz mit dem Retzhof-Preis für junge Literatur ausgezeichnet, 2021 zählte sie zu den Finalist*innen des open mike in Berlin. Aktuell arbeitet sie an ihrem ersten Dokumentarfilm und ihrem Debütroman.
Kurzbiografie Jennifer de Negri
Jennifer de Negri ist Autorin, Medienkünstlerin und Kuratorin. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit Fragen nach dem Wir: aus multiplen Perspektiven, spekulativ, non-linear, nach Vernetzung strebend – und als Verfahren, das sich aus Ausschlüssen herausschreibt. 2025 erschien der Gedichtband reise nach BABYlon in der Parasitenpresse, 2021 Triebe klimatischer Verhältnisse im Sukultur Verlag. Sie studierte Theaterregie und postgradual Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien Köln. 2024 gewann sie den Irseer Pegasus. Sie erhielt weitere Preise sowie Stipendien, u.a. das INITIAL Arbeitsstipendium der Akademie der Künste, und war Finalistin beim Open Mike und Literarischen März. 2023 war sie Writer-in-Residence am Center for Literature Münster. Jennifer de Negri liest ihre Texte z.B. am Literaturhaus Berlin, am Haus für Poesie oder bei der Leipziger Buchmesse, und sie veröffentlicht in Literaturzeitschriften und Anthologien, zuletzt in die horen 297 und im Jahrbuch der Lyrik 2024/25. Zuletzt war sie Teil der Gruppenausstellung INS OFFENE – Multispezies Erzählungen am Museum Morsbroich. Neben ihrer künstlerischen Arbeit ist sie Co-Initiatorin und Kuratorin der queer-feministischen Lesereihe [OHNE PRONOMEN], u.a. zu Gast im Museum Ludwig, am Kunstmuseum Kolumba, und moderiert Literaturveranstaltungen.
Kurzbeschreibung Jennifer de Negri
MYCELIUM
Ein Pilzgespinst / GEDICHTE
Wie in einem Rhizom verfolgt die Auseinandersetzung mit den Pilzen das Konzept der Deterritorialisierung, zerstreut Bedeutungen und Zuschreibungen, wirft Habitatshierarchien und Binaritäten über den Haufen: Texte nicht nur als Anknüpfungspunkte, sondern als Ausgangspunkte beständig wachsender Netzwerke, die es gilt weiterzuspinnen. Eine fluide Gemeinschaft poetischer Stilleben von Aspergillus bis Myzelium…
Filmprogramm
Jayne Parker: The Oblique (2018) | 10 min
The music, ‘Blues in B-flat’ by Volker Heyn, performed by cellist Anton Lukoszevieze, provides the framework for ‘The Oblique’. The title comes from an instruction in the score: ‘oblique down stroke’ – a call to the cellist to use an oblique bow. In the film branches of magnolia extend into the empty cavity of the cello, the space where sound resonates.
You Were an Amazement on the Day You Were Born | Emily Vey Duke, Cooper Battersby, Kanada 2019 | 33 min
You Were an Amazement on the Day You Were Born is a visually rich film that follows a woman through a life characterized by damage and loss, but in which she finds humor, love, and joy. With a score that follows the span of Lenore’s life, from her birth in the early 70s to her death in the 2040s, the film takes us from moments of harrowing loss to those of poignancy and dark humor. Her life is told through voice over, narrated by performers who range in age from nine to sixty-nine, and is beautifully illustrated with images of animals (including humans), insects and landscapes.
Living Still Life | Bertrand Mandico, Belgien, Frankreich 2012 | 16 Min
Fièvre, an enigmatic woman, collects dead animals. She brings them to life through animated films. One day, a man comes to see Fièvre: his wife is dead.
Content Note: Tote Tiere, Tod
Secret Film 25 Minuten
Content Note: Naktheit, Mastrubation











